16.04.2013
Kanzlerin in Wellingholzhausen
Ansehen der Altenpflege verbessern
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Altenpflegeheim St. Konrad in Melle-Wellingholzhausen besucht. Im Vorfeld des zweiten Demografie-Gipfels (14. Mai 2013) informiert sie sich über das besondere Wohnkonzept der Einrichtung. Sie äußerte sich auch zu den Pflegesätzen.
Jeweils zwölf Bewohner leben in St. Konrad zusammen wie in einer Wohngemeinschaft. Lebensmittelpunkt ist ein von allen genutztes großes Wohnzimmer mit offener Küche. Dort können die Bewohner gemeinsam kochen, Gymnastik machen, basteln oder spielen. Eine Präsenzkraft ist vor Ort, bindet die Senioren mit ein und unterstützt sie bei Bedarf.
Die Kanzlerin warf bei ihrem Besuch einen Blick in die Bratkartoffelpfanne und auf die Schüsseln mit Sahnehering. Sie sprach kurz mit der 80 Jahre alten Anna Winkelmann, die beim Kochen half. Ohne Berührungsängste begrüßte sie Bewohner, Mitarbeitende, Ehrenamtliche und Angehörige persönlich mit Handschlag. Ruth Rosensträter feierte an diesem Tag ihren 93. Geburtstag. Für sie hatte Angela Merkel sogar ein Geschenk dabei – ein Schreibset. Gemeinsam mit der ebenfalls angereisten niedersächsischen Sozialministerin Cornelia Rundt und den anderen Gästen sang sie für das Geburtstagskind ein Ständchen.
Viele Bewohner waren angetan von dem Besuch. Anna Winkelmann sagte: „Als ich zum ersten Mal hörte, dass Frau Merkel kommen soll, dachte ich: Das ist ein Witz. Ich fand sie ganz toll, sieht noch besser aus als im Fernsehen. Ich fand’s sie richtig klasse.“ In einer Gesprächsrunde mit der Kanzlerin und der Sozialministerin ging es um die Zukunft der Pflege. Zur Runde gehörten Mitarbeiter, Ehrenamtliche, Auszubildende und Vertreter der Caritas. Themen waren der hohe Bürokratieaufwand in der Pflege, unterschiedliche Voraussetzungen bei Pflegesätzen und Personalausstattung sowie die Ausbildung. „Ein Problem ist das Image der Altenhilfe“, sagte die Leiterin der Pflegeschule St. Hildegard, Annette Lindemann.
"Altenpflege ist mehr als nur Waschen"
Der Auszubildende Jakob Groth erklärt der Kanzlerin: "Meine Freunden haben mich komisch angeguckt, als ich mich nach dem Abitur für eine Ausbildung in der Pflege entschieden habe. Aber ich habe vorher ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht und mich danach bewusst für diese Ausbildung entschieden.“ Vielleicht werde er nach der Ausbildung Pflegemanagement studieren, fügte er hinzu. Viele Vorurteile gegenüber dem Berufsbild hätten sich nicht bewahrheitet. "Altenpflege ist mehr als nur Waschen."
Angela Merkel stellt fest: „Die Altenpflege ist oft noch ein Bereich, dessen allgemeines Ansehen nicht so gut ist, wie es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdient haben. Deshalb dient mein Besuch der ganz deutlichen Aussage, dass diese Tätigkeit eine unglaublich wichtige für unsere Gesellschaft ist.“ Vieles werde geleistet, was man in einem Arbeitsvertrag gar nicht festschreiben könne.
Die Pflegesätze in den Bundesländern sollten nicht zu sehr auseinanderdriften, fügte sie hinzu. Hier sei eine Initiative der Bundesländer nötig. Die Kanzlerin bedankte sich in der Runde auch bei verdienten Ehrenamtlichen: „Es ist wichtig, dass es Menschen wie Sie gibt.“ Als Abschiedsgeschenk überreichte Caritasdirektor Franz Loth eine Caritas-Rose. „Ich habe eine Datsche, da kann ich die Rose pflanzen. Oder vor dem Kanzleramt“, bedankte sich Merkel.
Das komplette Statement der Kanzlerin finden Sie hier [1].