16.03.2017

Berufsverband der Pfarrsekretärinnen vor 25 Jahren gegründet

Sie halten die Gemeinden in Bewegung

Sie brauchen viel Organisationstalent, sollten gut zuhören und vermitteln können und empatisch sein. Pfarrsekretärinnen sind das Gesicht der Gemeinde und unverzichtbar. Jetzt feierte der Berufsverband der Pfarrsekretärinnen Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde er gegründet. 

 

Sekt mit dem Bischof: Über 100 Pfarrsekretärinnen feierten das 25jährige Bestehen ihres Berufsverbandes. Vor dem Empfang fand ein Gottesdienst statt. Foto: Matthias Petersen

Was bewirkt die Arbeit einer Pfarrsekretärin? Sie sorgt dafür, dass die Gemeinde beweglich bleibt. Deshalb zieht Pater Franz Richard als Festredner der Jubiläumsveranstaltung diesen Vergleich: „Sie sind Gelenkstellen, die für Beweglichkeit sorgen und den vielleicht manchmal etwas trägen Körper, der sich Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft nennt, in Bewegung halten.“ Bischof Franz-Josef Bode geht in seiner Predigt auf die Außenwirkung ein, denn die Pfarrsekretärin ist in der Regel die erste Mitarbeiterin, zu der ein Außenstehender Kontakt aufnimmt: „Durch Sie bekommt die Gemeinde ein Gesicht“, sagte der Bischof im Gottesdienst in der Kleinen Kirche.

Als sich Heike Worthmann vor einem guten Jahr um die Stelle der Pfarrsekretärin in Lingen-Darme bewarb, hatte sie keine Ahnung, was auf sie zukommt. Zunächst dachte sie an Verwaltungsarbeit – und lag damit auch nicht falsch. „Aber ich hätte mir nicht vorstellen können, wie interessant und abwechslungsreich die Arbeit tatsächlich ist“, sagt die 50-Jährige. Sie muss die Meldeunterlagen führen, also im Computer eingeben, wer umgezogen ist, wer getauft oder gefirmt wurde, wer geheiratet hat, wer gestorben ist. Sie schreibt den Pfarrzettel und druckt ihn anschließend, sie notiert Messstipendien, sie filtert die Adressen, wenn bestimmte Gruppen aus der Gemeinde persönlich eingeladen werden sollen. Sie geht ans Telefon, spricht Termine ab, hört sich Sorgen von Gemeindemitgliedern an, leidet mit ihnen, wenn sie den Termin für eine Beerdigung ausmachen, freut sich mit ihnen über eine anstehende Taufe oder Hochzeit.

Über 200 Pfarrbüros gibt es im Bistum, rund 250 Sekretärinnen sind dort tätig, viele nur für einige Stunden, die meisten in Teilzeit. 179 Mitglieder zählt der Berufsverband, dazu gehören zwei Männer. Weil Hans-Ludwig Beeck inzwischen im Ruhestand ist, ist der Bad Laerer Helmut Vogelsang der einzig aktive Pfarrsekretär. Manche Pfarrsekretärin hat gleich noch einen zweiten Job. So wie Anja Lauhoff in Bad Iburg; die 46-Jährige ist auch Rendantin. Sie braucht viel Organisationstalent, muss gut zuhören können, empathisch sein, vermitteln, verknüpfen – „Wir brauchen Liebe für jeden Menschen“, sagt sie.

Niemand soll verärgert aus dem Pfarrbüro gehen

Eine kaufmännische Ausbildung wird von einer Pfarrsekretärin heute erwartet, die Aufforderung, sich zu bewerben, erfolgt immer wieder mal im persönlichen Gespräch. So hat es auch Uschi Körner vor 18 Jahren erlebt, als der Gemeindepfarrer zu ihr sagte: „Mach mal.“ Sie begann im Osnabrücker Stadtteil Lüstringen, später kamen Aufgaben im benachbarten Voxtrup hinzu. Eine gute Möglichkeit, neben den Pflichten als Mutter von drei Kindern wieder einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. Die 52-Jährige zieht vor der Arbeit sinnbildlich die Samthandschuhe an; „die muss man immer dabei haben“, sagt sie. „Schließlich darf niemand verärgert aus dem Büro gehen.“

Als der Pfarrer der damaligen Gemeinde St. Godehard in Bremen vor 17 Jahren bei Familie Sauerland zu Besuch war, weil der Sohn zur Firmung kam, sprach er die Tätigkeit im Pfarrbüro an. Christine Sauerland überlegte nicht, sondern sagte sofort zu. „Ich hatte keine Büroerfahrung, aber das war nicht schlimm“, sagt sie heute. Geholfen haben ihr Weiterbildungskurse in Haus Ohrbeck, die auch dafür sorgen, dass sie sich mit anderen Berufskolleginnen vernetzen kann. „Denn vor Ort bin ich alleine.“ Das erschwert auch die Urlaubsplanung. Viele Pfarrsekretärinnen müssen schon lange vor dem Urlaubstermin vorarbeiten, damit die Arbeit dann liegenbleiben kann. Und hinterher das nacharbeiten, was unerledigt ist. Trotzdem ist die 63-Jährige nach wie vor von ihrem Beruf begeistert. „Ich freue mich immer, wenn ich ins Büro gehen kann“, sagt sie.

Pfarrsekretärinnen sind offiziell keine Seelsorger, und doch üben sie seelsorgliche Tätigkeiten aus. Eben hat jemand einen Termin für eine Taufe ausgemacht, im nächsten Moment kann jemand wegen einer Beerdigung anrufen. „Man weiß nie, was im nächsten Moment kommt“, sagt Heike Worthmann. Nicht immer ist es möglich, unmittelbar den Kontakt zum Pfarrer herzustellen, auch wenn es darum geht, feste Termine zu machen. Christine Sauerland möchte niemanden wegschicken, „schließlich hat sich mancher für den Besuch im Pfarrbüro freigenommen“. Dann reagiert sie flexibel und unterbricht ihre Arbeit: „Und wenn ich nur eben die Kirche zeige.“

Matthias Petersen