05.06.2013

Ein Blog schaut nach, wie Religion in der Populärkultur dargestellt wird

007 und die Auferstehung

Fußballfriedhof, Predigtschlacht, James Bond und die Auferstehung. Auf dem evangelischen Blog theopop.de wird nach den religiösen Bezügen und Motiven in unserer Populärkultur gesucht. Auf lesenswerte Art und Weise. 

Auch über die Liturgie des Fußballs lässt sich der
Blog aus.

Vier Studierende, zwei Dozenten und eine Übung im Sommersemester 2012 an der evangelisch-theologischen Fakultät in Tübingen. Titel der Übung „Web 2.0 – neue Herausforderung für kirchliches Handeln“. Ihr Ziel: im Internet eine Seite zu präsentieren, die Diskussionen über religiöse Themen hervorruft. Daraus geworden: die Seite www.theopop.de. Ein lesenswerter Blog, der der Frage nachgeht, wie Religion in der Popkultur dargestellt wird. Ob im Internet, in der Kunst, der Musik, im Fernsehen oder auf der Straße. 

Die Themen des Blogs sind breit gefächert. Da wird die Fußballhymne mit dem Kirchenlied verglichen, dem Mysterium der Auferstehung im James-Bond-Film „Skyfall“ nachgegangen oder es wird untersucht, wie die Religion in der Zeichentrickserie „Die Simpsons“ im Fernsehen dargestellt wird. Schnell stellt man bei dieser Themenvielfalt fest: Religiöse Bezüge und Anspielungen finden sich fast überall. 

Ziemlich offensichtlich sind diese Bezüge beispielsweise in einer Werbekampagne des Baumarktes Hornbach. Die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments wird umfunktioniert zu einer Erzählung über einen unrasierten, sportlichen Mann, der eine kleine Kugel beackert, besät, bepflanzt, ja auf ihr sogar einen Wasserfall entspringen lässt. Der letzte Satz des Werbespots, der Mann streckt dem Zuschauer dabei die Schaufel entgegen: „Und jetzt du.“

Die Beiträge kommen ohne Entrüstung aus

Screenshot der Seite

Wird hier der Mensch mit Gott gleichgestellt, fragt der Autor zu Beginn, um danach die biblischen Motive offenzulegen, die in der Kampagne eingewebt sind. Am Ende stellt er klar, warum die Werbung anders ist als die Geschichte der Bibel: „Gott legt nämlich nicht Hand an, sondern Wort.“ Das Angenehme an den Beiträgen des Blogs: So kritisch sie sich mit ihren Inhalten auseinandersetzen, immer bleiben sie unaufgeregt und kommen ohne die Entrüstung aus, die manche Christen oft sehr schnell an den Tag legen, wenn sie den Eindruck haben, hier würde unlauter mit christlichen Motiven umgegangen.

Ein zusätzliches Bonmot bietet die Seite unter der Rubrik „Fundstücke“: Hier findet der Besucher skurrile Fotos von der Straße, die das Religiöse im Alltag darstellen. Das einfache Graffiti „God is dad“ oder auch die Mickymaus am Kreuz.

Eine der Antworten, die der Blog auf die Frage gibt, wie mit Religion in der Populärkultur umgegangen wird, ist schlussendlich folgende: Es wird mit ihr gespielt. In einer postsäkularen Gesellschaft werden religiöse Motive beliebig für eigene Absichten genutzt. Die Kirchen haben ihre Deutungshoheit verloren. Das ist auch der Grund dafür, warum Fabian Maysenhölder mit viel Leidenschaft theopop.de weiter betreibt. Er war einer der vier Studierenden, die den Blog aufbauten. Heute ist er derjenige, der die meisten Artikel verfasst. „Die christlichen Kirchen müssen sich in die Diskussion einmischen, müssen ihre Meinung dazu sagen“, sagt der Theologiestudent. Gerade im Internet, das mittlerweile zur Lebenswelt der Menschen dazugehöre. 

Im April dieses Jahres wurde die Seite mit dem bronzenen „Webfish“ ausgezeichnet, ein Preis, den die Evangelische Kirche in Deutschland für „besonders gelungene christliche Internetangebote“ verleiht. Der Blog hat ihn zu Recht gewonnen. 

Ihr Webreporter Daniel Gerber