25.03.2023
Mit sofortiger Wirkung
Bischof Franz-Josef Bode tritt zurück
Bischof Franz-Josef Bode tritt zurück: Mit Wirkung des heutigen Tages (25. März 2023) hat Papst Franziskus der Bitte des 72-Jährigen entsprochen, sein Amt als Bischof von Osnabrück niederlegen zu dürfen. Die entsprechende Bekanntgabe erfolgt zeitgleich im Vatikan und im Bistum Osnabrück. Der Bischofssitz im Bistum Osnabrück ist damit ab sofort vakant. Das teilte das Bistum in einer Pressemeldung mit.

„Der Entschluss zu diesem Rücktritt ist in den letzten Monaten in mir gereift“, erklärt Bode in einer öffentlichen Stellungnahme, in der er mehrere Gründe für diesen Schritt anführt. So habe der im vergangenen September veröffentlichte Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt. Er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung als Bischof wie zu seinen persönlichen Fehlern, so Bode: „Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten!“
Er wünsche sich, dass vor dem Hintergrund des erlittenen Vertrauensverlusts sein nun vollzogener Rücktritt als Bischof für die Menschen im Bistum auch befreiend wirken könne, so Bode. Der Zeitpunkt sei auch deshalb geeignet, weil die in unmittelbarer Reaktion auf die Studie von ihm angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt inzwischen auf den Weg gebracht seien: „Der diözesane Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch ist erheblich gestärkt, die Aufarbeitung geht weiter.“
Wichtiges Zwischenziel erreicht
Zudem sei mit dem vorläufigen Abschluss des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland ein ihm wichtiges Zwischenziel erreicht, auf dessen Basis er zuletzt noch einige konkrete Reformvorhaben für das Bistum Osnabrück in Kraft setzen konnte, so Bode. Die weiter notwendige Verstetigung des synodalen Prinzips in der Kirche werde allerdings noch viel Kraft verlangen, die er selbst nicht mehr aufbringen könne: „Denn ich habe gemerkt, dass meine zunehmend angeschlagene Gesundheit es mir nicht mehr gestattet, meine Leitungsaufgaben in Osnabrück und in der Kirche in Deutschland noch weitere drei Jahre bis zur Vollendung meines 75. Lebensjahres in der für das Amt erforderlichen Weise wahrzunehmen.“
Er bedanke sich beim Heiligen Vater und bei „allen Menschen, die mich auf meinem langen Weg als Bischof begleitet haben“, so Bode. „Und schließlich bitte ich alle Gläubigen, sich den kommenden Schritten des Bistums zu stellen, dem Diözesanadministrator und auch meinem Nachfolger das gleiche Vertrauen entgegenzubringen wie mir in so vielen Jahren. Bitten wir Gott um eine gesegnete Zukunft für das Bistum Osnabrück!“
Franz-Josef Bode wurde 1991 in Paderborn zum Bischof geweiht und war seit dem 26. November 1995 Bischof von Osnabrück. Mit seinem Rücktritt von diesem Amt scheidet er zugleich als Mitglied und stellvertretender Vorsitzender aus der Deutschen Bischofskonferenz aus.
Die nächsten Schritte im Bistum Osnabrück
Mit der öffentlichen Bekanntgabe in Rom und Osnabrück wird der Rücktritt von Bischof Bode unmittelbar wirksam. Der Bischofssitz im Bistum Osnabrück ist damit ab sofort nicht mehr besetzt, es beginnt die Zeit der Sedisvakanz. Das Kirchenrecht legt fest, dass zeitgleich mit dem Bischof auch das Amt des Generalvikars erlischt und alle dem Bischof zugeordneten Gremien aufhören zu bestehen (Gemeinsamer Rat, Priesterrat, etc.).
Im selben Moment geht die Verantwortung zur Leitung des Bistums zunächst automatisch auf den (dienstältesten) Weihbischof über; im Bistum Osnabrück ist das Weihbischof Johannes Wübbe. Innerhalb von acht Tagen nach Beginn der Sedisvakanz muss dann das Domkapitel zusammentreten, um in geheimer Wahl einen Diözesanadministrator zu bestimmen. Der Diözesanadministrator übernimmt dann bis zur Wahl eines neuen Bischofs die kommissarische Leitung des Bistums. Er bestimmt zudem einen ständigen Vertreter, der in der Zeit der Sedisvakanz die Aufgaben des Generalvikars übernimmt.
Eine persönliche Erklärung des Bischofs sehen Sie hier im Video.
Reaktionen auf den Rücktritt:
Das Kolpingwerk Diözesanverband Osnabrück empfindet "höchsten Respekt" vor der Entscheidung unseres Bischofs Bode, wie Diözesansekretär Matthias Sierp schreibt. "Bischof Bode haben die Ideen unseres Verbandsgründers fasziniert und geprägt." Gerne erinnere man sich an seine Predigt zum Kolping-Weltgebetstages 2019 im Solar-Lux-Forum in Melle: "Wenn es einen gab, der sich sein Werk als Salz der Erde und als Licht der Welt wünschte im Gefolge des Auftrags Jesu aus der Bergpredigt, dann war es Kolping. Salz, das heißt Einmischung, das heißt Würze und Geschmack, das heißt auch Klärung und Reinigung und Schmelzen von eiskalter Erstarrung. So wünscht Kolping sich die Christen."
"Genauso haben wir unseren Bischof Bode erlebt, besonders in seinem Einsatz beim synodalen Weg; genauso prägen diese Zeilen aus seiner Predigt auch heute seine Entscheidung. Wir danken Bischof Bode für die außerordentliche Unterstützung des Kolpingwerkes. Wir wünschen ihm, unserem Bistum und unserem Verband Gottvertrauen und Zuversicht - und, ganz im Sinne unseres Jubiläumsjahres - für das Gewesene Dank und für das Kommende Mut!"
Martina Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamts: „Bischof Franz-Josef Bode wird fehlen - mir persönlich, unserem Bistum und der ganzen deutschen Kirche. Ich werde ich mich nach Kräften dafür einsetzen, dass all das, was er angestoßen oder ermöglicht hat, weiter Frucht tragen kann.“
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) erklärt ihren hohen Respekt zum Rücktritt des Bischofs. "Besonders in Erinnerung bleibt uns seine Sorge um Familien, um Arbeitslose und um Menschen in Not", so Bezirkspräses Diakon Harald Niermann. "Das hat Bischof Bode mit zahlreichen Initiativen im Bistum angestoßen, unterstützt und gefördert. Anläßlich eines KAB-Treffens am Tag nach dem Rücktritt wurde besonders seine Zugewandtheit und Sprachfähigkeit zu allen Schichten der Bevölkerung unterstrichen. Die Verbände im Bistum Osnabrück verlieren eine tatkräftige Unterstützung!"Die KAB ist Bischof Franz-Josef sehr zu Dank verpflichtet."
Caritasdirektor Johannes Buß: "Ich empfinde höchsten Respekt vor dieser Entscheidung und zugleich macht sie mich sehr traurig. Bischof Bode hat unser Bistum außerordentlich geprägt. Ihm gebührt allergrößter Dank für alles, was er für das Bistum Osnabrück getan hat. Bischof Bode hat die Caritas sehr geschätzt und immer wieder gefördert und unterstützt. Die Menschen, für die wir da sind und die in der Caritas-Familie arbeiten, waren und sind ihm ein großes Anliegen. Dafür dürfen wir, die Caritas im Bistum Osnabrück, von Herzen Danke sagen."
Katharina Abeln, Katholikenrat des Bistums Osnabrück: "Der Rücktritt von Bischof Bode hat mich persönlich sehr berührt und überrascht. Ich bedaure diese Entscheidung sehr, möchte aber auch meinen hohen Respekt vor der Verantwortungsübernahme aussprechen, die eine Konsequenz aus der Missbrauchsstudie darstellt, aber auch die gesundheitlichen Probleme einschließt. Über 25 Jahre hat Bischof Bode unser Bistum geleitet und gestaltet - als Bischof, Seelsorger, Visionär und Reformer. Für uns geht somit nicht nur eine Ära im Bistum Osnabrück zu Ende, sondern mit Bischof Bode geht auch ein Mitstreiter auf vielen weiteren Ebenen, besonders auch in der Bischofskonferenz, der viele Themen und Fragen gut platziert, erstritten und weitergebracht hat.
Dennoch möchte ich den Blick nach vorne richten. Gemeinsam mit den Räten, Gremien und Gemeinden wurden in der Vergangenheit wichtige Wegpunkte für unser Bistum markiert, die seit vielen Jahren durch die pastoralen Zukunftsgespräche geprägt wurden und nicht zuletzt durch das zeitnahe Umsetzen wegweisender Beschlusse des Synodalen Weges – dahinter können und dürfen wir nicht zurück. Abschließend bleibt mir daher nur zu sagen: Danke, Bischof Bode!"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat das Rücktrittsgesuch von Bischof Bode mit „großem Bedauern und Respekt“ zur Kenntnis genommen. „Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen. Von Herzen spreche ich Dir ganz persönlich und im Namen der Deutschen Bischofskonferenz meinen Dank und meine Anerkennung für Dein Wirken aus“, schreibt Bischof Bätzing an Bischof Bode. Er fügt hinzu: „Über 60 Vollversammlungen hast Du in mehr als drei Jahrzehnten Deines bischöflichen Dienstes erlebt. Hinzu kommen rund 135 Sitzungen des Ständigen Rates … Sicherlich war Dir die Aufgabe manchmal schwer und Deine Gesundheit hat darunter gelitten. Aber Du hast bis auf den heutigen Tag die Aufgaben und Herausforderungen mit Herzblut ausgefüllt.“
Der Bremer Propst Bernhard Stecker erklärte zum Rücktritt des Bischofs, er blicke mit Dankbarkeit udn Respekt auf die 27-jährige Amtszeit Bodes zurück. Der Bischof habe das Bistum Osnabrück, zu dem auch der größte Teil der Stadt Bremen gehört, enorm geprägt. Stecker würdigte insbesondere seinen beharrlichen Einsatz für Reformen in der katholischen Kirche, zuletzt als Mitglied des Präsidiums des Synodalen Weges.
„Nun kommt es darauf an, dass wir uns gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Bischof begeben“, sagte Stecker. Seit Dezember 2021 gehört er dem neunköpfigen Domkapitel an und wird daher bei der Wahl eines neuen Bischofs dabei sein. Zunächst aber wird er als Domkapitular an der Wahl eines Administrators teilnehmen, der während der Übergangszeit an der Spitze des Bistums Osnabrück steht.
Stecker verbindet mit Bode auch persönliche Erinnerungen: Bei der Einführung des Bischofs im Osnabrücker Dom am 26. November 1995 war er als Diakon dabei, und er gehört zur ersten Generation von Priestern, die am 16. Mai 1996 von ihm geweiht worden sind. In seiner Funktion als Sprecher des Priesterrates im Bistum Osnabrück und Mitglied des Kirchensteuerrates hatte der Bremer Propst ebenfalls engen Kontakt zu Bode.
Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim: Vor Bischof Bodes Rücktrittsangebot habe ich großen Respekt und bedauere sein Ausscheiden gleichzeitig sehr. In unserer norddeutschen Kirchenprovinz des Erzbistums Hamburg und der Bistümer Osnabrück und Hildesheim habe ich eng und vertrauensvoll mit Bischof Bode zusammengearbeitet. Bei allen Fragen, die uns als Kirchenprovinz betrafen, war Bischof Franz-Josef Bode für mich ein ebenso theologisch gebildeter wie auch praktisch erfahrener Gesprächspartner, dessen Rat ich sehr schätzte. Doch auch über unsere Kirchenprovinz hinaus hat Bischof Bode Zeichen gesetzt, zum Beispiel für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche und eine stärkere Beteiligung von Laien. Sein langjähriges Wirken wird Spuren hinterlassen, nicht nur in seiner Diözese Osnabrück, sondern auch in der Kirche Deutschlands. Da bin ich mir sicher.
In den vergangenen Jahren hat sich Bischof Franz-Josef Bode zudem für eine Aufarbeitung der Verbrechen des sexualisierten Missbrauchs in der Kirche und für eine Unterstützung der Betroffenen eingesetzt und dabei auch eigene Fehler eingeräumt. Dass er vor diesem Hintergrund nun die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt angeboten hat, zeigt, wie ernst es Bischof Bode mit dieser Aufarbeitung ist. Ich wünsche Bischof Franz Josef Bode Zuversicht, inneren Frieden und Gottes reichen Segen. Allen Gläubigen im Bistum Osnabrück wünsche ich für die kommende Zeit der Sedisvakanz das Vertrauen auf Gottes Führung und die Kraft des Heiligen Geistes!“
Maria 2.0 im Bistum Osnabrück: "Endlich ist ein Bischof aufgrund seines Fehlverhaltens in Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker zurückgetreten", schreibt Katharina Hubrich. Allein die Tatsache, dass dazu die Zustimmung des Papstes nötig ist, zeige "die autoritär-absolutistische Struktur des Systems. Dass Bischöfe persönlich Verantwortung übernehmen, haben wir lange gefordert. Wir respektieren die konsequente und geräuschlose, nicht nach Publikum heischende Vorgehensweise von Bischof Bode. Wir hoffen, dass andere Verantwortliche dem Vorbild von Bode folgen werden."
In seiner Erklärung zum Rücktritt gebe er zu, „das Ausmaß der Irritationen, insbesondere in der Mitarbeiterschaft des Bistums, unterschätzt“ zu haben. Damit zeige er einen Lernprozess , hinter den es für künftige Verantwortliche kein Zurück mehr geben dürfe. Jedes bischöfliche Handeln müsse die Betroffenen und das von ihnen erlittene Leid ins Zentrum stellen. "Bode hatte angekündigt, die Beschlüsse des Synodalen Weges im Bistum Osnabrück umsetzen zu wollen. Das wird Maria 2.0 einfordern, auch wenn jetzt andere Personen dafür zuständig sein werden."
Sie hofften auf einen wirklichen Neuanfang mit einem unbelasteten, reformbereiten und mutigen neuen Bischof. Es sei zu wünschen, dass sich das Domkapitel die Selbstverpflichtung der dritten Synodalversammlung „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“ zu eigen mache. "So wird die Beteiligung des Volkes Gottes bei wesentlichen Entscheidungen ausgebaut. Dass es auf keinen Fall eine Bischöfin werden wird, ist als Teil der fehlenden Gleichberechtigung in der Kirche zu beklagen."